Samira

Maschinenbau

Porträt Samira

Völlig schwerelos: Samira Gruber druckt für die Raumfahrt. Was ins Weltall geschickt wird, sollte möglichst wenig Gewicht haben. Die Ingenieurin Samira Gruber, 30, sorgt am Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS dafür, dass Raumfahrtantriebe und Satelliten schön leicht sind. Der Trick: Additive Produktionsverfahren. Statt zu fräsen oder zu bohren, druckt die Dresdenerin die benötigten Bauteile einfach aus.

Wussten Sie von Anfang an, dass Sie mal für die Raumfahrt drucken würden?

Nein, ganz und gar nicht. Als ich 2009 in Dresden Abi gemacht habe, wollte ich erstmal gar keine "reine" Ingenieurin werden, weil ich es mir nicht zugetraut habe.

Warum das nicht?

Ich hatte ein Klischee im Kopf und dachte: Ich habe ja gar nicht die ganze Zeit an Autos und Fahrrädern herumgeschraubt! Da kann aus mir doch keine gute Ingenieurin werden! Also habe ich angefangen, Wirtschaftsingenieurwesen in Darmstadt zu studieren. Erst als ich dort gut mitkam und mir die technischen Fächer mehr Spaß machten als Wirtschaft, habe ich zu Maschinenbau gewechselt. Und den Bachelor als Wirtschaftsingenieurin trotzdem gemacht, aus Ehrgeiz, das Maximum rauszuholen.

Waren Sie während Ihres Studiums im Ausland?

Ja, zweimal. Ich würde das allen ans Herz legen: Sammelt so viel Auslandserfahrungen wie möglich. Das sind Erfahrungen, die einen ein Leben lang begleiten. Man sollte das genießen und mitnehmen. Ich war mit dem Erasmusstipendium an der Ecole Centrale de Lyon. Während des Masters habe ich ein Semester an der Virginia Tech, einer technischen Universität in Blacksburg, USA, verbracht. Dort bin ich auch das erste Mal mit 3D-Druck in Berührung gekommen. Und habe so zu meiner Leidenschaft für additive Fertigung gefunden.

Was macht 3D-Druck für Sie so besonders?

Dass man schichtweise Bauteile aufbaut, statt wie bei konventionellen subtraktiven Verfahren Material wegzunehmen. So kann man auch Materialien verwenden, die sonst schwer zerspanbar sind oder Legierungen, die anders nicht prozessiert werden können. Und gewinnt eine ganz große Geometriefreiheit.

Und wie kamen Sie zum Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS, an dem Sie heute arbeiten?

Durch Eigeninitiative. Ich hatte inzwischen Familie und wollte gern nach Dresden zurück. Am IWS hatte man ein Jahr zuvor zusammen mit der TU Dresden das große Forschungsprojekt Agent 3D gestartet. Ich habe den Professor angeschrieben, wurde eingeladen, und bekam die Stelle in der Gruppe Additive Fertigung.

Was machen Sie da genau?

Additive Fertigung ist überall da von Bedeutung, wo man individualisierte Bauteile braucht. Also nicht in der Massenproduktion, aber zum Beispiel in der Luft- und Raumfahrt. Ich habe die gesamte Produktionskette im Blick. Zu mir kommen Kundinnen und Kunden mit dem Wunsch nach einem Bauteil, dessen konventionelle Herstellung zu teuer ist. Ich überlege dann, wie ich es optimieren und die Performance steigern kann. Zum Beispiel dadurch, dass wir etwas am Design ändern, eine neue Funktion integrieren oder Gewicht sparen.

Was hat Ihnen als Frau auf dem Karriereweg besonders geholfen?

Das Careerbuilding Programm der Femtec GmbH, ein Stipendium für MINT-begeisterte Studentinnen, das gezielt auf die Berufswelt von morgen vorbereitet. Ein wunderbares Netzwerk, persönlich und beruflich. Ich hatte und habe Austauschmöglichkeiten mit vielen tollen Frauen. Und bin inzwischen Mitglied im Femtec-Alumnae Verein, der sich für gleichberechtigte Arbeitskultur einsetzt.

Und was tun Sie in Ihrer Freizeit?

Ich liebe es, mit meiner Familie raus zu gehen und zum Beispiel zu klettern. Außerdem spiele ich seit zwanzig Jahren Volleyball, koche und backe gern und bin Mitglied in einer solidarischen Landwirtschaft.

Text: Monika Goetsch

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